Ein großes Land

Seltsam, bald "bereits" wieder Mexiko zu verlassen. Von der Grenze nach Guatemala trennen uns knappe 400 km, da wir uns gegen das Radeln auf der Yucatan-Halbinsel entschieden haben und für die vermutlich abenteuerlichere Fahrt in den Peten-Dschungel Guatemalas. Mexiko, dieses riesige Land und seine Lebensweise(n) in 3 Monaten auch nur annähernd kennen zu lernen, ist kaum möglich.

Bis wir in Oaxaca (liegt etwas nördlich des Isthmus, der schmalsten Stelle Mexikos) ankamen, haben wir ausser in Mexico City und auf der Baja California so gut wie keine ausländischen Touristen getroffen. Die Armut, der Dreck und die Angst der Menschen vor den Narcos (die Drogenbanden) in Gebieten, die wir durchfahren haben und in denen wir unser Zelt aufstellten, ist vielen Reisenden nur aus den Medien ein Begriff. In manchen Orten vor allem im Norden ist manchen Menschen Angst und Hoffnungslosigkeit ins Gesicht gezeichnet. Durch das Reisen mit dem Rad sind wir mitten drin, und ein beklemmendes Gefühl hatte uns eine Zeit begleitet. Wenn Menschen sagen, sie trauten sich kaum noch auf die Strasse, Häuser wie Festungen verriegelt sind, wenn ein bis an die Zähne bewaffnetes Militär und Polizei beim Fahren auf ihren Fahrzeugen die Waffen im Anschlag halten, und wenn man von Männern an der Tankstelle deren Kalaschnikow präsentiert bekommt, dann läuft etwas schief hier. Im Vergleich zu Mexiko ist das Leben in Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern so weichgezeichnet, dass mir die Sorgen von uns Deutschen beinahe lächerlich vorkommen. Klar hätte ich früher gesagt, ich weiß. Diesen Unterschied zu spüren, ist eine andere Sache. Ich bin dankbar für das Erlebte, denn meine Augen haben sich weiter geöffnet.


Seit Oaxaca treffen wir nun häufiger auf andere Reisende, jedoch kennen diese solche Erlebnisse nicht. Und wer braucht das in einem normalen Urlaub auch schon? Reisende treffen wir eigentlich nur in den Orten, die in Reiseführern beschrieben sind. Da wir uns nicht nur die Schokoladenseiten aussuchen können, sehen wir auch die Schattenseiten.


Das klang nicht so doll, was? Hey, es ist lediglich eine Seite in einem dicken Buch. Wir haben tolle Landschaften und wunderschöne Städte kennen gelernt, Ruinen fast vergessener Kulturen besichtigt. Wir haben lecker gegessen und lokal angebauten Kaffee und Schokolade getrunken. Wir hatten Temperaturen zwischen - 18 °C und + 42 °C. Wir hatten Strand, Wüsten, Berge und Kiefernwälder. Und wir haben glückliche, lebensfrohe und gastfreundliche Menschen kennen lernen dürfen. Nach einem ersten Eindruck der Tropen freuen wir uns auf den Regenwald, was das Strampeln aufm Rad angeht, das lassen wir auf uns zukommen...

Seit 4 Tagen hängen wir in San Cristobal de las Casas rum. Die vielen Indigenas auf dem Markt und den Gassen der Stadt, sowie die gute Infrastruktur inkl. etlichen Hotels, Restaurants und Bars ziehen viele Reisende an und gefallen auch uns ganz gut. Gleich an zwei Abenden waren wir aus zum Salsa tanzen. Netterweise nahmen uns ein paar Latinos und Chicas an die Hand um uns den Groove zu zeigen.

Mein Bild von Mexiko ist ein großes, völlig uneinheitliches Plakat mit allen Farben. Eine Zusammenfassung für das Leben in vielen der von uns bereisten Gebiete in einem Wort: Chaos!


Kommentare

  1. Wie schön wieder von euch zu lesen!!!!!!! Hatte schon ein ganz kleines bißchen Sorge...
    Wir melden uns demnächst per mail bei euch. Passt auf euch auf, die liebsten Grüße aus dem in der Tat sorgenfreien Deutschland!
    Katha

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