Das knirscht so schön unter den Reifen, das Eis

Da hatten wir uns bei der Reiseplanung doch vorgenommen, nicht in Wintersportgebiete zu fahren - und nun das. Nach 2 schönen Tagen im tropisch warmen Mazatlán ging's wie schon angekündigt in die Berge. Beim Packen habe ich schon ganz weise die langen Merino-Unterhosen wieder aus den Tiefen der Taschen geborgen und für kalte Abende in höheren Gefilden griffbereit verstaut.

Erster Stopp war Concordia, mit imposanter Kirche und leckeren Tacos, noch schön warm, da auch erst ein paar hundert Meter hoch. Am nächsten Tag wurde es knackig: fiese Steigungen an einer Tour, und ordentlich heiß in der prallen Sonne. Auf 1.200 Meter ü.NN. hat es uns gelangt und wir haben neben einem ausgebuchten Hotel unser Zelt aufgeschlagen. Erst tat der Chef sehr gastfreundlich und wollte kein Geld dafür, später kam er noch einmal an und wollte 100 Pesos haben. Nicht gerade die feine Art, aber wir waren müde und auch irgendwie sprachlos wegen dieser dreisten Art, so dass wir nicht um die 5,5o € diskutiert haben.

Dann ging es noch weiter bergauf. Matze musste etwas mehr Gewicht auf seinen Drahtesel laden, damit ich überhaupt noch mitkam. Ist bei mir aber auch noch eine mentale Sache mit den Bergen... An diesem Tag war es auch nicht mehr ganz so heiß, die Landschaft wurde immer spektakulärer.

Die nächste Nacht verbrachten wir im Hotel, wo wir fast die ganze Bude abgefackelt hätten. Dazu ein kleiner Hinweis: nie, aber wirklich nie den Benzinkocher in einem Kamin benutzen. Da könnten noch Rückstände von Grillanzünder oder sonstigem brennbarem Zeug sein, die den ganzen Kocher, inklusive Spritflasche, zum Brennen bringen. Das Wasser, dass wir sofort literweise drübergeschüttet haben, brannte sogar auch - wobei das natürlich nicht geht, es sah aber so aus. Zum Glück hatten wir schon alle Flaschen mit mühsamer Muskelkraft mit gefiltertem Wasser gefüllt. So konnten wir das ganze Debakel also löschen, und zurück blieben eine riesige Pfütze im Zimmer, überall leere Wasserflaschen im totalen Chaos, eine zum Glück nur außen ganz leicht angeschmolzene Pumpe am Kocher und 2 geschockte Radler.

Sicherheitshalber, und da keine Unterkunft in der Nähe war, wurde am nächsten Tag wieder wild gezeltet. Und hier, auf 2.600 Metern kamen auch unsere langen Unterhosen zum Einsatz. Es war tagsüber schon recht frisch, mit fiesem Wind, und Abends wurde es dann richtig kalt. Das Aufstehen und Packen am nächsten Morgen fiel dank eisiger Finger dann echt schwer.

Dann ging es endlich bis auf den vorläufig höchsten Punkt unserer Tour, 2.816 Meter ü.NN. Sonnenschein, tolle Panoramen, und kalter Wind (gerne von vorne) begleiteten uns hier. Wahnsinnig stolz, die Strecke von ca. 5 Meter bis auf 2.816 Meter ü.NN. selbst geradelt zu sein, rollten wir nach El Salto, wo wir wieder ein festes Dach über dem Kopf hatten. Das war auch ganz gut, denn Nachts war es wieder eisig, und noch am nächsten Morgen herrschten leichte Minusgrade. Toll, über gefrorene Pfützen zu fahren... Ich hatte nun auch endlich wieder meine Winterradhose ausgepackt.

An diesem Tag wollten wir versuchen, in einem Naturpark an der Strecke zu zelten. Dort angekommen, hatte der leider zu, aber der freundliche Herr vom Park hat uns trotzdem reingelassen und so konnten wir auf einer tollen Fläche gleich am Wildgehege mit imposanten Hirschen zelten. Es war noch nicht so spät, und in der Sonne ganz angenehm. Als die Sonne unterging, wurde es ziemlich schnell ziemlich kalt. Abendessen gab es dann im Zelt, und als ich draußen spülen wollte sind Wasser und Seifenschaum im Topf gefroren. Spätestens da wussten wir, dass es kalt werden würde. Also zusätzliche Klamotten mit ins Zelt und das Innenzelt gut verrammelt. Als wir nachts mal wach waren und "auf Toilette" mussten, hatten wir Eis und Raureif von unserer kondensierten Atemluft im Innenzelt. Der Blick auf das Thermometer am Tacho erklärte, was los war: -17 °C stand da! Zum Glück haben wir ein 4-Jahreszeiten-Zelt und tolle Schlafsäcke. Frühstück fiel etwas trocken aus, da wir nur eine Wasserflasche mit im Innenzelt hatten. Die war nur zum Teil gefroren.

Zum Glück war der nächste Tag wieder schön sonnig und auch etwas wärmer. So fuhren wir die letzten Kilometer bis nach Durango, wo wir uns über eine feste Unterkunft freuen. Nach einem Pausentag geht es morgen weiter in Richtung Zacatecas. Mal sehen, wie die Temperaturen sich so entwickeln.

Kommentare

  1. Hallo, Ihr Frostbeulen, das ist ja richtig spannend, von Euren aufregenden Abenteuern zu lesen! Mußtet Ihr etwas für die Renovierung des Zimmers bezahlen? Nun geht es ja wohl wieder bergab und Ihr kommt in wärmere Gefilde - so hoffen wir jedenfalls! Merkt Ihr was von Advent/Weihnachten? Hier war der November der trockenste seit Wetteraufzeichnungen. Papi hat ein paar mal den Garten sprengen müssen.
    Vorgestern gab es eine Fernsehsendung über die Baja California - wie man da Radfahren kann, konnten wir uns nicht vorstellen. Tine, Du wärst aber sehr auf Deine Kosten gekommen bei den eigenartigen Pflanzen und Tieren. Aber wahrscheinlich habt Ihr davon einiges im Original gesehen. Gute Weiterfahrt ohne Frostbeulen und eine schöne Adventszeitwünschen Euch Mami und Papi

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  2. Hola Amigos

    Que linda pagina tienen y que historias interesantes cuentan. Gracias por la advertencia de lo de la estufa en la chimenea, mejor no lo vayamos a intentar también. Les deseamos mucha suerte y muchas experiencias buenas en su largo camino hasta la Tierra del Fuego.

    Und auf Deutsch: coole Seite und interessante Berichte. Guter Tip wegen dem Kocher, wir werden das in dem Fall unsererseits nicht testen. Wir wünschen Euch weiterhin viel Erfolg auf dem noch weiten Weg nach Feuerland. Es wird noch heisser und noch kälter werden und die richtig hohen Berge warten noch auf Euch.

    Viel Spass, geniesst es!
    Monika (www.ufemvelo.blogspot.com)

    PS: Wir hatten noch krassen Gegenwind bis Durango!

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  3. Na Ihr Feuerteufel!
    Krasse Geschichte, aber ich hoffe, Eure Augenbrauen, Nasenhaare etc. sind noch vollständig vorhanden? Wird ja sonst recht kalt bei minus 17 Grad...
    War gestern mit Mami im Palmengarten. Da gab's einen Teil mit Kakteen aus der Baja California. Die sahen auch so aus wie auf Euren Fotos.
    Liebe Grüße,
    Svenja

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