Frühstück mit Orcas

Nach 7 erlebnisreichen Wochen in Kanada sind wir seit gut einer Woche in den USA. In Vancouver sind wir erstmal in den Skytrain eingestiegen, um schneller aus der Innenstadt heraus zu kommen. Mit dem Rad aus so einer Stadt raus zu fahren kann sonst schon mal einen ganzen Tag dauern, und schön ist die Fahrt auf den Highways dann auch nicht. An der Grenze gab es dann leider ein paar Diskussionen, die uns ganz schön Nerven gekostet haben.  Da wir auf dem Flug nach Kanada einen Transfer in Boston hatten und dort tatsächlich durch den Zoll mussten und einen Stempel in den Pass bekamen (was uns vorher nicht klar war, da wir von einem Transit wie in vielen anderen Ländern üblich ausgegangen waren), hatten unsere 90 Tage Aufenthaltsdauer begonnen. Das hieß wir müssten am 21. September das Land verlassen („You have to leave the country!“). Hm, das wäre für uns doch etwas knapp, um die 3.200 km bis nach Mexiko zu radeln… Nach einigem Hin und Her konnten wir den Officer dann doch noch davon überzeugen, dass wir direkt einen Tag nach der Einreise das Land wieder verlassen hatten und seit dem nicht mehr in den USA waren. Also doch alles kein Problem, denn wenn man mehr als 30 Tage nicht im Land war, kann man über das Visa Waiver Program wieder „neue“ 90 Tage Aufenthaltsdauer bekommen. Puh! 
Nach diesem nicht so freundlichen Start im Land der unbegrenzten Möglichkeiten war unsere Stimmung erst einmal etwas getrübt. Der Tag war lang und anstrengend. Umso toller war es, bei unserem Gastgeber Chris in Bellingham, den wir wieder über Warmshowers gefunden haben, anzukommen. Beim Essen haben wir uns sehr nett unterhalten, und der Abend wurde wieder länger als gedacht. Wir sind begeistert von der Gastfreundschaft unserer Bekanntschaften hier. Meist ist alles sehr unkompliziert. Chris musste am nächsten Tag früh zur Arbeit, und wir wollten gerne mal etwas länger schlafen, also waren wir morgens alleine, haben in Ruhe geduscht und gefrühstückt und sind dann einfach gegangen. 
Von Bellingham aus ging es Richtung Anacortes, von wo aus wir mit der Fähre nach San Juan Island fuhren. Hier zelteten wir an einem tollen Platz, der besonders für’s Wale beobachten bekannt ist. Abends hatten wir noch kein Glück, dafür wurden wir am nächsten Morgen belohnt. Wir saßen mit unseren Müslischalen auf dem Hügel an den Klippen und konnten mehrere Gruppen von mindestens 20-30 Orcas beobachten, die an der Insel vorbeizogen! Das war toll und sehr beeindruckend.
Nach einer weiteren Nacht auf einer benachbarten kleinen Insel fuhren wir über mehrere Inseln, die zum Teil durch Brücken miteinander verbunden sind, in Richtung Süden. Im Städtchen Oak Harbor wurden wir regelrecht von der Straße aufgelesen, und zu einer Familie in ihr frisch bezogenes, superschönes Haus eingeladen. Statt noch einige Meilen (ja, alles wird jetzt in Meilen gerechnet, etwas gewöhnungsbedürftig) zu radeln, duschten wir in einem Marmor-Badezimmer, das größer war als unser ehemaliges Wohnzimmer. Die Dusche war fast ein eigener Raum, mit 2 Duschen drin! Anschließend entspannten wir uns auf der Terrasse mit wunderbarem Blick auf die Bucht. Später gab es gemeinsam Abendessen, und nebenbei konnten wir noch Wäsche und sogar unsere Schlafsäcke waschen!
Seit 3 Tagen sind wir nun in Seattle, wieder bei sehr netten Gastgebern. Das Wetter ist immer noch sehr gut, seit über 3 Wochen hatten wir jetzt schon keinen Regen mehr und fast immer Sonnenschein. Heute geht es weiter in Richtung Küste, und wie jedes Mal nach ein paar Tagen an einem Ort haben wir wieder etwas Reisefieber. Wir freuen uns, nach so viel Gastfreundschaft in der letzten Zeit endlich mal wieder in unserem Zelt zu schlafen. Und wir freuen uns auf den Pazifik!

Kommentare

  1. Hallo, Ihr zwei Radler, jetzt sind wir mal die ersten, die einen Kommentar schreiben! Tine, Dein Bericht war wieder sehr aufschlußreich und interessant und man merkt deutlich, wieviel Freude Ihr beide an Eurer Reise habt. Da wir Euch - wie zu erwarten - sehr vermissen, sind wir jedesmal völlig aus dem Häuschen, wenn es irgendein Lebenszeichen von Euch gibt! Wir wünschen Euch noch ganz viele schöne Erlebnisse und Eindrücke, ohne solche blöden Grenzübergangsschwierigkeiten.Aber die habt Ihr ja profihaft gemeistert. Ganz viele liebe Grüße und Bussies für Euch zwei. Mami und Papi

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  2. Tach!
    Frühstück mit Orcas klingt klasse! Ich hoffe, sie haben Euch was übrig gelassen...
    Ihr scheint ja wirklich viele nette und gastfreundliche Leute kennenzulernen.
    Leider hat's ja immer noch nicht mit dem Skypen geklappt. Das müssen wir unbedingt demnächst mal hinkriegen!
    Liebe Grüße,
    Svenja

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  3. Zu Eurer psychischen Stärkung und Reisemoral Nachstehendes.
    "Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt, dem will er seine Wunder weisen, in Berg und Wald und Strom und Feld."
    aus Eichendorffs Novelle: "Aus dem Leben eines Taugenichts"
    Macht weiter so - Mami

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